Älter werden ohne Beauty-druck - geht das überhaupt?
- Simone Jacob
- 14. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Auch ich möchte schön aussehen. Wer möchte das nicht? Es ist nicht immer leicht zu akzeptieren, dass man sich im Kopf immer noch wie 30 fühlt, der Spiegel aber eine 63-Jährige zeigt. Das kann weh tun.
Ja, ich habe meine Erfahrungen mit Eingriffen gemacht – von Brust-OP bis Lidkorrektur. Letztere war ein Desaster. Ich musste viermal nachoperiert werden. Heute würde ich lieber mit meinen Schlupflidern leben. Eigentlich sah das sogar ganz charmant aus. Letztlich war das Resultat meiner beiden OPs ernüchternd, tatsächlich unnötig und beide haben mein Leben, bzw. meinen Selbstwert nicht angehoben.
Heute weiß ich: Auch wenn ich nicht gegen kleine Eingriffe bin, machen sie nicht automatisch glücklicher.

Glücklicher machen mich meine Kinder, mein Partner, Freunde, Spaziergänge in der Natur mit meinem Hund und ein Leben in dem ich eine Leidenschaft und einen Sinn gefunden habe. Und dafür muss ich noch nicht mal gut aussehen. Aber diese Erfahrung kann einem keiner abnehmen. Deshalb verurteile ich niemanden, der zu Beauty-Ops, Botox, Fillern oder Filtern greift. Wie könnte ich, ich sitze ja mit im Boot
Dennoch frage ich mich: Wohin führt dieser Beauty-Druck, dieser Perfektionierungs-Wahnsinn den uns Medien, Gesellschaft und sich oft auch Frauen gegenseitig machen. Anstatt uns zu unterstützen, zeigen wir gerne mit dem Finger aufeinander, vergleichen und kritisieren uns.
Wir bearbeiten unser Gesicht, unseren Körper, unsere Fotos und malträtieren dabei unsere Seele. Denn was steckt hinter all’ dieser Verschlimmbesserung: Die Hoffnung geliebt und bewundert zu werden. Leider klappt das nicht immer. Bestimmt kennst Du das, wenn sich Frauen hinter vorgehaltener Hand über die misslungenen und deutlich sichtbaren Schönheits-Eingriffe der anderen hämisch lustig machen, aber zur Betroffenen selbst sagen, „wie toll sie aussehe.“
Ich habe noch nie zu Botox oder Fillern gegriffen. Klar, ich habe Falten, aber das darf sein. Sie sind hart erkämpft und Zeugen eines reichen und aufregenden Lebens. Vielleicht klingt das komisch. Würde man doch erwarten, dass gerade ich, als Model seit über zehn Jahren im Business, gewillt bin alle Zeichen des Alterns auszuradieren. Nein, bin ich aber nicht. Wenn mich ein Kunde wegen meiner Falten nicht buchen möchte, soll er es lassen.
Deshalb habe ich mich auch auf meinem Instagram Account bei meinen privaten Fotos gegen Filter entschieden! Ich will meinen Followern das ungeschönte Gesicht einer 63-Jährigen zeigen. Das bin ich! Mit all’ meinen Falten, Narben, Pigmentflecken…auch wenn das nicht immer gut ankommt, denn nicht jeder sieht das so.
Heute bedarf es beinahe schon Mut sich „ungefiltert“ zu zeigen. Zu sehr sind wir bereits an die glatten, immer jugendlichen, makellosen Gesichter in den sozialen Medien gewöhnt. Das macht mir Sorgen. Wir leben in einer Gesellschaft in der das Beauty-Diktat gefeiert wird und das Altern kaum akzeptiert ist.
Schönheit wird immer öfter gleichgesetzt mit Perfektion, Glätte, Makellosigkeit – nur machbar mit Fillern, Botox, Schönheitsoperationen und Filtern.
Der Schein wird immer mehr zur Norm und damit zur Normalität. Vielleicht ist es schon bald so, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man sich keiner Verschönerung unterzogen hat.

Gerade deshalb war es mir eine Freude, in der September-Ausgabe des Donna-Magazins (Heft 9/2025) mit fünf tollen Frauen über das Thema „schön älter werden“ zu sprechen.

Denn das ist doch die eigentliche Frage:
Wie gelingt es uns in Würde und mit Stolz älter zu werden – in einer Welt, die uns permanent einredet, dass wir nicht altern dürfen, uns verstecken, optimieren müssen oder uns eben nur mit Filter zeigen dürfen.
Ich habe größten Respekt vor Frauen, die den Mut haben, sich unverstellt zu zeigen – so, wie sie sind. Ohne Filter, ohne Perfektion. Denn genau das ist es, was wahre Schönheit ausmacht: Echtheit.










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