Wir reden uns Dinge ja gerne schön. Auch das Alter. Man tut als würde alles so weiter gehen wie immer, wenn man nur die richtige, positive Einstellung dazu hat. Meine Meinung zum Alter und vor allem zur Lust im Alter ist:
ALLES WIRD ANDERS!
Die Hormone gehen in den Keller…Das hat die Natur klug eingerichtet, denn mit über 60 ist das Kinder kriegen vorbei. Wozu also noch Lusttreiber produzieren und mit Frauen im gebärfähigen Alter konkurrieren.
Damit ist eigentlich schon das Wichtigste gesagt. Keine Hormone, keine Lust, folglich wenig Antrieb uns sexuell zu betätigen. Zwar erfreut sich unser Auge immer noch an gut gebauten Männern, aber sie zaubern uns weder hektische Flecken auf die Wangen noch lassen sie uns schmachtend zurück. Wir haben eigene Pläne mit unserem postmenopausalen Leben.
Endlich nicht mehr hormongesteuert, können wir tun und lassen was wir wollen. Wandern, lesen, ausschlafen, neue Sprachen lernen, reisen, Workshops machen, Freundinnen treffen. Der Sex ist auf der Prioritätenliste dabei nach unten gerutscht.
Der Gedanke an ihn taucht schon immer wieder auf, aber plötzlich scheint er sooo anstrengend. Diese große Müdigkeit, die einem alle paar Stunden in die Glieder fährt, oft schon direkt nach dem Aufstehen, so dass man am liebsten sofort wieder ein Nickerchen machen würde. Es gibt diesen wunderbaren Spruch:
„Auch mit 60 fühle ich mich noch wie mit 30, aber nur für eine halbe Stunde am Tag.“
Kennst Du das? Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass auch mich dieser Zustand irgendwann trifft. Meine Güte, was habe ich früher gestemmt, Job, zwei Kinder, Pferde, Hunde, Brot backen und dazu meinen Mann verwöhnt. Und das Beste, mein Leben fühlte sich überhaupt nicht anstrengend an. Ich nehme an, dass es Frauen in meinem Alter und älter gibt, die mir vehement widersprechen und von ihrem dritten Frühling schwärmen. Ich gehöre nicht dazu.
Heute, mit beinahe 60, muss ich mich für eine erotische Begegnung - auch wenn ich es ungern zugebe - oft aufraffen. Und das liegt nicht an meinem Mann. Er ist wunderbar und immer noch sehr attraktiv, aber Sex findet nicht mehr automatisch und selbstverständlich statt. Wenn ich am Ende des Tages die Wahl habe, zwischen Körper verknoten oder einem faulen Couch-Potato-Abend mit Chipstüte und gutem Film, entscheide ich mich gerne für Letzteres.
Aber wie alles im Leben sind Veränderungen dazu da, sich neu wahrzunehmen und Lösungen zu finden. Für meinen Partner und mich, steht daher jetzt ein fester Termin mit viel Zeit für Intimität im Kalender. Diese „WIR“-Zeit hat alles verändert.
Intimität heißt Zeit zum Kuscheln, Schmusen, Berühren, Massieren, Halten und vorallem Lachen. Bei der Sexualität im Alter geht es nicht um orgiastische Höhen, wie lange, wie steif, wie feucht und um akrobatische Stellungen, sondern darum sich zu verwöhnen, Liebe, Zärtlichkeit und Wärme auszutauschen.
Leistung sollte im Bett nichts verloren haben. Niemals und zu keiner Zeit - egal wie alt man ist.
Und so entdecke ich eine neue Dimension der Liebe und Sexualität, die frei ist von festgefahrenen Vorstellungen, wie Sex zu sein hat. Ich finde mich und meine eigene, altersgerechte Zärtlichkeit. Tatsächlich fühle ich mich heute weiblicher als mit 20.
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
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